Wassermühle

Naafmühle bei Büchel (bei Naaf) = Naafermühle= Nofmühl = Bleifelder Mühle

Geschichte

um 1600
Bau der Naafmühle bei Büchel
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

1715
Naafmühle auf der „Ploenius-Karte“ als „Nofmühl“ eingezeichnet; Lage: unterhalb der Ortschaft Naaf im mittleren Naafbachtal. Sie dürfte jedoch als Teil des bereits im 16. Jahrhundert urkundlich genannten Ortes Naaf wesentlich älter sein.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1715
Naafmühle bei Büchel als „Nofmühl“ in der Ploennies-Karte eingezeichnet
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

ohne Datierung
Bei den Bauern der Umgebung war sie mehr unter dem Namen „Bleifelder Mühle“ (nach der Besitzerfamilie Bleifeld) bekannt.
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

18. Jahrhundert
Bau des heutigen Mühlengebäudes
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

um 1800
Errichtung der 1988 noch vorhandenen Gebäude
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1817
Einzeichnung in der Tranchot-Karte mit dem zugehörigen wasserführenden System aus Obergraben mit Sammelteich und Untergraben
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1824
Einzeichnung im Urkataster mit dem zugehörigen wasserführenden System aus Obergraben mit Sammelteich und Untergraben; der Sammelteich war zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wie die historischen Karten ausweisen, wesentlich größer als 2000.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).
1858
Von 14 Einwohnern in Naaf wohnten 7 in der Mühle
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1875
Naaf hat 12 Einwohner; davon wohnen 3 in der Mühle
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

19. Jahrhundert
Das Mühlengebäude wird um einen kleinen Gesindetrakt und eine rechtwinklig zum Hauptbau angeordnete Scheune erweitert
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1920er Jahre
Die Naafmühle bei Büchel erhält ein eisernes Wasserrad als Ersatz für das alte hölzerne Wasserrad. Das eiserne Wasserrad kam aus der Ingersaueler Mühle, die es nicht mehr brauchte, als sie auf Turbine umstieg.
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

nach 1945
Umrüstung auf die Erzeugung von Feinmehl; zuvor wurde nur Schrot gemahlen
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

1982
Stilllegung; zuletzt mahlte die Naafmühle bei Büchel nur noch Futterschrot für den eigenen landwirtschaftlichen Bedarf
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

1982, 21. Juni
vorläufige Eintragung als Baudenkmal
Gut erhaltene Wassermühle aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Sie besteht aus einem Fachwerkwohnhaus mit integriertem Mühlhaus einschließlich Mühlwerk und angrenzender Scheune. Sie ist die letzte Wassermühle an der Naaf. Das Mühlewerk (Getreidemühle mit 2 Mahlwerken) ist komplett vorhanden und intakt.
Die Anlage ist nachweislich 1715 in der Karte des Herzogtums Berg vorhanden.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1983
Die Mühle wird noch zum Futtermahlen für den Eigenbedarf betrieben
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1988
denkmalpflegerische Aufnahme
Mühle am Naafbach; 2-geschossiger Fachwerkständerbau, im Erdgeschoß zum Teil Grauwacke; vor der Eingangsseite und rückwärtigen Traufseite Mahlsteine; oberschlächtiges Mühlrad; Mühlteiche und –graben.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

1992
denkmalpflegerische Beschreibung
Fachwerkhofanlage; die Mühle besteht aus: Wohnhaus mit integriertem Mühlhaus und angrenzender Scheune; Getreidemühle: 2 Mahlwerke, Mühlwerk komplett erhalten.
Letzte Mühle an der Naaf.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).

1999, 20. Oktober
Schreiben der Unteren Denkmalbehörde Stadt Lohmar an das Rheinische Amt für Denkmalpflege
Mühlengebäude wurde am 30.09.1982 in die Denkmalliste der Stadt Lohmar eingetragen, jedoch nicht Wehr und Mühlengraben. Frage nach nachträglicher Unterschutzstellung.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

2000
denkmalpflegerische Beschreibung
Die Anlage zeichnet sich heute durch eine nur noch selten anzutreffende Vollständigkeit im baulichen und technischen Bestand, sowie in der topographischen Situation aus.
Mühlenhauptgebäude aus dem 18. Jahrhundert ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau über einen Bruchsteinsockel. Auf der dem Eingang gegenüberliegenden Hausseite ist in die hier überwiegend in Ziegeln gemauerte Wand das Wasserrad eingehängt. Es handelt sich um ein rückschlächtiges Wasserrad mit Wasserzuführung auf etwa halber Radhöhe. Das Rad hat einen Durchmesser von ca. 4,00 Meter. Auf einer Holzwelle sind Speichen und der Randkranz [sic! Radkranz?] mit den Schaufeln als geschraubte Stahlkonstruktion montiert. Das Rad wird vermutlich aus der Nachkriegszeit stammen.
Das Wasserrad treibt im Inneren des Korntraktes zwei aus Eisen mit Holzzähnen bestehende Kammräder. Seitlich des horizontalen Kammrades befinden sich links und rechts kleinere Zahnräder, mit denen über vertikale Achsen die über dem Winkelgetriebe angeordneten beiden Mahlgänge mit rotierender Antriebsenergie versorgt werden. Über ein System von Wellen, Rädern und Transmissionsriemen treibt das Wasserrad zudem neben den Mahlgängen einen Quetscher (?) und im darüber liegenden Stockwerk zwei Schrotgänge an. Winkelgetriebe und Mahlgängen vorgelagert ist eine dreiteilige Abfüllanlage, mit der das Mahlgut in Säcke abgefüllt wurde. Zu den Mahlgängen gehört ein Drehkran zur Auswechslung der Mahlsteine. Wie das Mühlrad ist auch die technische Ausstattung im Inneren der Mühle dem 20. Jahrhundert zuzurechnen.
Die Naafer Mühle ist eingebunden in ein wasserführendes System aus Gräben und Teichen. Flussaufwärts wird das Wasser der Naaf durch ein in seinem Kern wohl noch auf das 18. Jahrhundert zurückgehendes Wehr auf etwa 4,00 Meter Gefällehöhe gestaut. Das Wehr ist etwa 6,00 Meter breit und zu etwa zwei Drittel in Bruchstein gemauert. Das restliche Drittel ist in Beton mit glatter Oberfläche später erneuert worden.
Der Zulauf des gestauten Naafwassers erfolgt über einen kurzen, etwa 2,00 Meter langen Obergraben. Das Schütz zur Regelung des Wasserzulaufs wurde kürzlich demontiert. Es war in Holz gefertigt, bestand aus einem waaggerechten Rundbaum mit einer Kette, an dem die Schütztafel befestigt war. Die erhaltene Schützeinfassung wurde in Beton hergestellt.
Der laut Tranchot-Karte und Urkataster früher wesentlich größere, jetzt sehr viel schmalere Sammelteich wird vor dem Ostgiebel der Mühle durch einen Damm gestaut. Rechts von diesem Damm ist der Sammelteich über einen kurzen Graben, der heute in einem weiteren Teich eingebunden ist, direkt mit der Naaf verbunden, so dass sich die Wasserhöhe im Sammelteich unabhängig vom Mühlenkanal regulieren ließ.
Dieser Mühlenkanal setzt am Sammelteich an und ist in der ganzen Länge des Mühlengebäudes in Bruchstein gemauert. Das Wasserrad ist in diesen Mühlenkanal eingehängt. Flussabwärts setzt sich der Mühlenkanal als unbefestigter Untergraben mit einer Sohlenbreite von etwa 1,00 Meter fort, um das Wasser weit unterhalb der Mühle der Naaf wieder zuzuführen.
Das ganze wasserführende System wird mit den beschriebenen Modifikationen aus der Entstehungszeit der Mühle im 18. Jahrhundert stammen.
Bedeutung:
Die Mühle stand als ein im Mittelalter sich allgemein verbreitendes technisches System am Anfang einer Entwicklung, die für viele gewerbliche Bereiche (Eisenhüttenwesen, Bergbau, Holzverarbeitung, Metallverarbeitung) überhaupt erst die Mechanisierung von Teilprozessen ermöglichte. Die Naafer Mühle entstand in einer Zeit, als der Wassermühlenbau im 17. / 18. Jahrhundert seinen vorläufig höchsten Stand der technischen Entwicklung erreicht hatte. Das als besonders leistungsstark geltende ober- oder mittelschlächtige Wasserrad war dabei nur bei einer ausreichenden Stauhöhe des zum Antrieb genutzten Flusswassers einsetzbar. Großzügige Sammelteiche sollten eine ausreichende, besonders aber auch gleichmäßige Wasserzufuhr ermöglichen.
Im späten 18. und im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts diente die im Mühlenbereich erprobte und ständig verbesserte Technik zur Energieerzeugung auch zum Antrieb von Maschinen in dem sich entwickelnden Fabrikwesen. Insofern verdient auch das im 19. Jahrhundert verbesserte Zusammenspiel von Wasserführung, Wasserradantrieb und Energieumsetzung durch mühlentypische Winkelgetriebe und die Kraftübertragung mittels Antriebsräder und Transmissionsriemen technikhistorische Aufmerksamkeit. Das Antriebs- und Kraftübertragungssystem der Naafer Mühle ist daher ausgehend von der Wehranlage im Fluss bis zu den Mahlgängen und Arbeitsmaschinen bedeutend für die Technikgeschichte. Es dokumentiert zugleich die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse.
Eine Getreidemühle war darüber hinaus immer auch ein zentraler Ort, auf den die ländlich/bäuerliche Bevölkerung eines größeren Umkreises ausgerichtet war. In ihrer Architektur verdeutlicht die Naafer Mühle die Fachwerkbauweise des Bergischen Landes.
Die Naafer Mühle ist zudem weder durch nachfolgende Zusatzbebauungen noch durch Landschaftseingriffe in ihrer topographischen Lage und Wirkung beeinträchtigt.
Sie hat insofern auch eine Bedeutung für die siedlungsgeschichtliche Entwicklung, als sie in charakteristischer Weise das Zusammenspiel von Mühle und Landschaft verdeutlicht.
Nur wenige überlieferte Mühlen des Rheinlandes bieten in Architektur, Technik und landschaftlicher Einbindung eine derart komplette Überlieferung der Mühlengeschichte.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).

Zustand

1998
Die Naafmühle bei Büchel hat ein mittelschlächtiges eisernes Wasserrad, das noch intakt ist; auch vom Mahlwerk ist das Meiste erhalten. Sogar die Zukunft der Mühle ist gesichert, denn wenn eines Tages die Naafbachtalsperre gebaut wird, kommt sie komplett ins Freilichtmuseum.
(Nicke, Bergische Mühlen, S. 284).

2000
Die Anlage zeichnet sich durch eine nur noch selten anzutreffende Vollständigkeit im baulichen und technischen Bestand, sowie in der topographischen Situation aus. Mühlenhauptgebäude mit rückschlächtigem Wasserrad, Mahlgetriebe und Mahlgängen sind erhalten, ebenso Gesindetrakt und Scheune, ferner das wasserführende System aus Gräben und Teichen
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).

Quellen

Abbildungen:
9 Karten (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
10 Fotos (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle).
1 Foto (Nicke, Bergische Mühlen, S. 44).
6 Fotos (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).
1 Lageplan (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z).

Quellen:
Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Naafermühle.

Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Lohmar, Stadt, I-Z.

Literatur:
Nicke, Herbert:
Bergische Mühlen. Auf den Spuren der Wasserkraftnutzung im Land der tausend Mühlen zwischen Wupper und Sieg.
Wiehl 1998.

Antriebstyp
Standort

Lohmar
Deutschland

Name

Naafmühle bei Büchel (bei Naaf) = Naafermühle= Nofmühl = Bleifelder Mühle

Eigentümeraddresse

Deutschland