Wassermühle

Pliesmühle

Geschichte

13./14. Jahrhundert
vermutlicher Ursprung der Mühle; die Pliesmühle gehörte von Anfang an zum Schloss Frens in Ichendorf. Mit „Plies“ ist „Fließ = Flüsschen“ gemeint, wie man früher die Kleine Erft wohl auch nannte.
(Vogt, Wassermühlenführer, S. 157).

1799
Einwohner: Müller Theodor Coenen, dessen Ehefrau Anna Maria Colping, Vater Christian Coenen, verwitwet
(Sander, Sozialstruktur, S. 187).

1801
Einwohner: Ehepaar Theodor Cönen und An. Marie Kolping, Vater Cretien Conen, 3 Knechte, 2 Mägde
(Sander, Sozialstruktur, S. 188).

1807/1808
Pliesmühle in der Tranchot-Karte eingetragen.
(Sommer, S. 296).

1825
Stilllegung der Ölpressen
(Vogt, Wassermühlenführer, S. 157).

1830
Erwähnung der Pliesmühle
(Sommer , S. 296).

1837
Pächterin der Pliesmühle: Witwe Theodor Kohnen
(Sommer, S. 296).

1843
Die Pliesmühle ist ein 12-Personen-Haushalt
(Sander, Sozialstruktur, S. 188).
(Sommer, S. 296).

1851
Erwähnung der Pliesmühle
(Sommer, S. 296).

1901
Pliesmühle
Ordin. 70,58: Merkpfahl
Ordin. 70,825: Flügel links
Ordin. 71,67: Radachse
Ordin. 69,34: Werkschütz (Fachbaum)
Ordin. 69,58: Freiwasserschütz (Fachbaum)
(Archiv des Erftverbands, Akte 411/0).

1903
Pliesmühle: Besitzer Graf Beissel, Pächter Heinrich Krudewig
(Sommer, S. 296).

1910, April
Brand in der Pliesmühle
(Bergheimer Zeitung, April 1910).

1911
Pächter Anton Klein
(Sommer, S. 296).

1914
Pliesmühle, Wassermühlensignatur in der Topographischen Karte
(Sommer, S. 296).

1941
Pliesmühle gehört zu Schloss Frens
(Zimmermann, Bodenkultur, S. 147).

bis um 1945
Fruchtmühle noch in Betrieb
(Vogt, Wassermühlenführer, S. 157).

1954
Stilllegung
(Erftverband: Angaben zur Nutzung von Homepage des Erftkreis-Mühlenkreis e. V. in: Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Wassermühlen Erftkreis Allgemein).

nach dem 2. Weltkrieg
Stilllegung; zunächst wurde das unterschlächtige Wasserrad samt der Welle von der Getriebeanlage abgetrennt und verschrottet, der frühere Wasserradbereich mit einer Mauer vom Zulaufgerinne abgetrennt. Der Verbleib der Müllereimaschinen wie Getreidereinigungsmaschinen, Elevatoren, Sichter ist ungeklärt. Sicher ist jedoch, dass sie keiner weiteren Verwendung in vergleichbaren Mühlen zukamen.
(Heidenbluth, Mühlenforschung, Mühlen der Erhaltungskategorie B, Pliesmühle).

1987
denkmalpflegerische Aufnahme
An das Wohnhaus von 1887 einseitig anschließend niederer, 2-geschossiger Mühlentrakt mit Backsteinanbau, in dem sich ehemals das Mühlrad befand; Ober- und Untergraben vorhanden“.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 7: Bergheim, Quadrath-Ichendorf).

1987, 25. Mai
Eintragung als Baudenkmal
Eintragungstext:
„Das Objekt ist ein Mühlengebäude, im Kern auf das 17. Jahrhundert zurückgehend, Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Hof erweitert. Sie war ursprünglich die Mühle von Schloss Frens. Das Mahlwerk blieb in Teilen erhalten.
Das Haupthaus ist ein zweistöckiger, frontseitig verputzter Backsteinbau aus 5 Achsen.
Wappen mit Jahreszahl 1887 über dem Obergeschoss der dritten Achse. Der Keller ist durchgehend mit preußischen Kappengewölben versehen.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Wassermühlen, Akte Mühle Kenten).

1999
Die erhaltenen Mühlsteine aus Mayen/Niedermendiger Basaltlava werden aus ihrem angestammten Platz gehoben und verkauft. Genauso erging es (mindestens) einem handgeschmiedeten Mühleisen mit „Stockrad“ aus dem Jahre 1840 (Inschrift im Material deutlich lesbar).
(Heidenbluth, Mühlenforschung, Mühlen der Erhaltungskategorie B, Pliesmühle).

Zustand

ohne Datierung
Von der Mahleinrichtung im Mühlenhaus sind nur noch ruinöse Reste vorhanden. Auch die einstmals zwei Wasserräder sind seit langem verschwunden.
(Vogt, Wassermühlenführer, S. 157).

2000, April
Die erhaltenen Einrichtungsteile der Pliesmühle blieben möglicherweise nur deswegen bisher verschont, weil diese nur mit einem erheblichen Kraft- bzw. technischen Aufwand zu beseitigen wären. Es sind dies: das komplette Getriebe, bestehend aus Kamm- und Stirnrädern sowie Kegelrädern mit einseitiger Holzverzahnung (Weiß- bzw. Hainbuchenholz) sowie mit dem Getriebe unmittelbar über Kegelradgetriebe verbundene Transmissionswellen mit gusseisernen Antriebsscheiben für Flachriemenantrieb. Die Zahnräder bestehen teilweise aus Gussstahl und sind der Zeit um das Jahr 1900 zuzuordnen – wie der überwiegende erhaltene Einrichtungsbestand. Ein großes Stirnrad im 1. Stockwerk ist komplett aus Holz gefertigt und gehörte mit den entfernten und anderenorts verbliebenen Stockrädern zum Antriebsmechanismus der beiden (ursprünglich möglicherweise drei) Mahlgänge aus der Zeit um 1840. Das Stirnrad befindet sich oberhalb der früheren Plätze der Mahlgänge und trieb diese von oben an. Diese üblicherweise bei Windmühlen verwendete Bauweise war an unterschlächtig, seltener bei oberschlächtig betriebenen Wassermühlen im nördlichen Rheinland bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus verbreitet. Die Konstruktion hatte einige Vorteile im Vergleich zum „Unterantrieb“, die beim laufenden Mühlenbetrieb immer wieder deutlich wurden. Im Gebiet des heutigen Erftkreises findet sich ein derartiger „Oberantrieb“ nur noch in der Mühle in Bliesheim und dort auch nur noch fragmentarisch. Ebenfalls äußerst bemerkenswert ist eine erhaltene, einmalige „Drahtseiltransmission“ aus der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die einst verschiedene landwirtschaftliche Maschinen im Scheunenbereich der vierseitigen Hofanlage antrieb (beispiellos im Kreisgebiet).
(Heidenbluth, Mühlenforschung, Mühlen der Erhaltungskategorie B, Pliesmühle).

2002
Gestüt
(Erftverband: Angaben zur Nutzung von Homepage des Erftkreis-Mühlenkreis e. V. in: Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Wassermühlen Erftkreis Allgemein).

2004, Oktober
denkmalpflegerische Beschreibung (Dr. Buschmann)
Inneres der Mühle
Die erhaltenen Reste der Kraftübertragung für den Mahlgang sind eingebunden in eine massive Holzkonstruktion mit Ständern und Riegeln. Auf der horizontalen Achse des Wasserrades befindet sich ein großes Kammrad aus Gusseisen mit Holzzähnen sowie der Inschrift: C. Elwen in Köln. Dieses vertikale Kammrad treibt ein horizontales Kammrad, ebenfalls aus Gusseisen mit Holzzähnen, an. Dieses horizontale Kammrad ist mit einer vertikalen Achse verbunden, die bis ins Obergeschoss reicht. Am oberen Ende dieser Achse befindet sich ein Kammrad aus Holz mit Holzzähnen. Der Mahlgang ist nur noch als Aussparung in der Geschossdecke erkennbar.
Die horizontale Achse des Wasserrades und die vertikale Achse lagern auf einem massiven Mauerwerksblock aus Ziegelsteinen. Auf diesem Mauerwerksblock erhebt sich eine Art Bügel in Gusseisen, auf dem die Vertikalachse steht. Neben dem vertikalen Kranzrad befindet sich eine Transmissionsscheibe.
An das Mühlengebäude schließt sich der Rest eines Radhauses an. Der Wasserdurchlass erfolgte durch eine segmentbogige Öffnung. In der Außenwand befindet sich zur Erft eine große zugemauerte Rundbogenöffnung. Im Mauerwerk zum Mühlengebäude befinden sich zwei zugesetzte Rundöffnungen. In einer Öffnung steckt noch eine abgeschnittene Achse des Mühlrades. Dem nicht erhaltenen Mühlrad vorgelagert ist ein Schütz mit einer Schütztafel aus Stahlblech. Die Schütztafelbetätigung erfolgt mit Zahnstange und horizontalem Handrad. Seitlich neben diesem Schütz befindet sich ein Steg, der zum Erftwehr führt. Das Erftwehr befindet sich zwischen Widerlagern aus Ziegelsteinen. Die Widerlager sind geschützt durch flach aufliegende Betonabdeckungen. Das Erftwehr besteht aus einer einteiligen Schütztafel aus genietetem Stahlblech. Die Schütztafel wird betätigt über zwei Zahnstangen, die mittig zu einen Bedienungselement zusammengeführt werden. Die Betätigung wird über eine Handkurbel geregelt. Zur Erft hin befinden sich im Mühlengebäude zwei Öffnungen im Obergeschoss, davon eine zugemauert. Im Erdgeschoss eine Tür.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Wassermühlen, Akte Mühle Kenten).

Quellen

Abbildungen:
2 Karten (Möltgen, S. 10, 12).
1 Foto (Vogt, Wassermühlenführer, S. 158).
11 Dias (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Wassermühlen Erftkreis Allgemein).
3 Fotos (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 7: Bergheim, Quadrath-Ichendorf).
3 Fotos (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Wassermühlen, Akte Mühle Kenten).
2 Karten (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Wassermühlen, Akte Mühle Kenten).
1 Lageplan (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Wassermühlen, Akte Mühle Kenten).
1 Skizze (Archiv des Erftverbands, Akte 411/0).

Quellen:
Archiv des Erftverbands, Mühlen Wasserbuch (ohne Signatur – Altsignatur: II VB 71.551).

Bergheimer Zeitung, April 1910 (Datum fehlt in der vorliegenden Kopie)

Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Wassermühlen, Akte Mühle Kenten.

Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Wassermühlen Erftkreis Allgemein.

Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 7: Bergheim, P-Q.

Literatur:
Heidenbluth, Daniel:
Mühlenforschung. Mühlen der Erhaltungskategorie B.
Köln 2000.
(Manuskript, Exemplar im Kreisarchiv des Rhein-Erft-Kreises, Bergheim).

Möltgen, Manfred:
Wassermühlen an der Erft.
Bergheim o. J. (2001).

Sander, Joseph:
Die Sozialstruktur der 10 Mühlen auf dem heutigen Gebiet der Kommune Bergheim im Jahre 1799.
in: Geschichte in Bergheim. Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins e.V., Bd. 10.
Bergheim 2001, S. 163-199.

Sommer, Susanne:
Mühlen am Niederrhein. Die Wind- und Wassermühlen des linken Niederrheins im Zeitalter der Industrialisierung (1814-1914).
(= Werken und Wohnen. Volkskundliche Untersuchungen im Rheinland, Bd. 19).
Köln / Bonn 1991.

Vogt, Hans:
Niederrheinischer Wassermühlenführer.
(Hrsg.: Verein Niederrhein e.V.)
Kleve, 2. Aufl. 1999.

Zimmermann, Josef:
Bodenkultur und Landschaft der Erftniederung.
(= Bonner Geographische Abhandlungen, Heft 3).
Bonn 1941.

Antriebstyp
Standort

Sandstraße
Bergheim-Qudrath-Ichendorf
Deutschland

Name

Pliesmühle

Eigentümeraddresse

Deutschland